Die Allee

Notizen vom Ende der Straße

(erzählt in fünf Abschnitten mit Dylan Songs als Titelzeile)

 

 

New Morning


Die Indienreise war gescheitert.
Es war Herbst. Der Himmel war grau. Es regnete. Trotzdem nahm ich nicht die Straßenbahn. Ich ging die Graf-Adolf-Straße herunter. Endlich daheim. Ich atmete tief durch. Nein, es gab kein Zurück mehr. Entweder würde ich hier bleiben, oder weiter nach London fahren. Aber niemals zurück. Manchmal ist das Leben sehr einfach. Ich hatte Hunger und war auf dem Weg zur Kunstakademie. Die Mensa befand sich im Keller. In den Kellergewölben des Gebäudes begegnete mir Horst.
„Na, wieder zurück? Warst du in Indien?“ fragte er mich.
„Nein, ich bin nur bis Griechenland gekommen.“
„Ich wußte, daß du zurückkommen würdest. Wo wohnst du denn jetzt?“
„Weiß ich noch nicht, muß ich noch sehen. Vielleich kann ich erst mal bei einer Bekannten unterkommen.“
„He, das trifft sich doch gut. Wir haben heute eine Hausversammlung, bei uns wird ein Zimmer frei. Komm doch um fünf auf der Allee vorbei. Dann können wir direkt entscheiden, ob du bei uns einziehen kannst.“
„Ja, das wäre nicht schlecht.“ Vor einigen Wochen hätte ich es noch als eine Erfüllung meiner Tagträume empfunden in eines der besetzten Häuser einzuziehen, inzwischen war es mir ziemlich egal.
„Siehst du, manchmal ergibt sich alles wie von selbst.“

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